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Expert*innen warnen: Der Corona-Lockdown führt zu mehr häuslicher Gewalt. Die SPD-Fraktion nimmt dies ernst. Daher hat sie eine Große Anfrage an den Magistrat gerichtet, in der sie nach der Entwicklung in Darmstadt fragt, nach Präventions- und Hilfsprojekten. „Es ist jetzt enorm wichtig, dass wir den Opfern eine Hilfe anbieten, die sie auch im Lockdown annehmen können“, betont Sabine Heilmann, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.
Eine repräsentative Studie der TU München zur häuslichen Gewalt während Corona zeigt: Fast jedes zweite Opfer kennt telefonische Hilfsangebote, doch nur sehr wenige nutzen sie. Für Cara Ebert, eine der Wissenschaftlerinnen, eine Folge des Lockdowns. „Wenn Frauen durch ihre Partner intensiv kontrolliert werden, können sie telefonische Beratungsangebote nur schwer nutzen. Hilfe sollte deshalb auch online angeboten werden, per Chat, Messenger und E-Mail“, empfahl sie. Deshalb fragt die SPD-Fraktion nach alternativen, der aktuellen Situation angepassten Hilfestellungen. Für Sabine Heilmann steht fest: „Wir müssen hierauf reagieren und uns Corona auch hier anpassen.“
Die Notwendigkeit wird in Fachkreisen bestätigt. So hat die Corona-Pandemie nach Angaben der Frauenorganisation der Vereinten Nationen, UN Women, weltweit zu einem dramatischen Anstieg häuslicher Gewalt gegen Frauen geführt. Die EU warnt: Die Lockdowns in ganz Europa ließen die Zahl von Übergriffen gegen Frauen und Mädchen in die Höhe schnellen, während Strafverfolgung und Schutzangebote weit hinter her hinken würden.
In Deutschland stellt das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben fest, es sei „erkennbar, dass Kontaktsperren, Quarantänemaßnahmen und Lockdowns zu mehr Gewalttaten führen.“ Die Behörde verweist an dieser Stelle auf die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, die „bereits eine eigene Rubrik zu Corona-Straftaten und begleitenden Hilfsangeboten eingerichtet hat“. Auch die Münchner Studie belegt einen Anstieg der häuslichen Gewalt gegen Frauen und Kinder. Die Zahlen lagen insbesondere dann sehr hoch, wenn sich die Frauen in Quarantäne befanden, die Familien finanzielle Sorgen, oder Angst vor Arbeitslosigkeit hatten.
Aus diesen Risikofaktoren leiteten die Wissenschaftlerinnen mehrere Empfehlungen für bestehende und eventuell künftige Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen ab. So forderte Janina Steinert, „es sollten Notbetreuungen für Kinder geschaffen werden, die nicht nur Eltern in systemrelevanten Berufen zur Verfügung stehen.“ Weil auch Depressionen und Angstzustände das Gewaltpotenzial erhöhten, „sollten psychologische Beratungen und Therapien auch online angeboten und ohne Hürden genutzt werden können.“
„Wie sieht es damit in Darmstadt aus?“, fragt Sabine Heilmann.