Gesundheit und Quartier

Ein Blogbeitrag von Michael Siebel

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Seit vielen Jahren wissen wir, dass es große Unterschiede in der Gesundheitsversorgung zwischen den Städten und dem länglichen Raum gibt. Insbesondere die Ärzteversorgung lässt zu wünschen übrig.

Aber wir wissen auch, dass es in den Städten einen Zusammenhang zwischen schlechter sozialer Lage und der Gesundheit der Menschen in den Quartieren mit ungünstigem Sozialindex gibt. Dort wo Kinderarmut, Arbeitslosigkeit herrscht und viele Aufstocker leben, gibt es auch viel Lärm und wenig Freiräume. Corona hat auch hier wie ein Brennglas auf die bestehenden Probleme gewirkt.

Was hält uns gesund – was macht uns krank?

Gesundheit und Krankheit ist nicht nur von der persönlichen Lage abhängig. Natürlich spielt die persönliche Lebensweise, das Alter und auch das Geschlecht eine Rolle, wie gesund oder krank ich bin. Mindestens genau so wichtig sind aber Faktoren wie soziale Netzwerke sowie die Lebens - und Arbeitsbedingungen. Diese sind beeinflussbar!

Wenn man sich in Darmstadt die Quartiere mit sozialem Entwicklungsbedarf anschaut, so finden wir sie häufig in der Nähe lauter und vielbefahrener Straßen. Diese Wohnreviere leiden häufig unter einer starken Hitzebelastung, es fehlen Grünräume, Seen, ruhige Gebiete oder Bewegungsflächen.

Die soziale Lage bedingt die lokalen Lebensverhältnisse (Wohnumfeld, Arbeitsplätze und Schulangebote). Die soziale Lage und die individuellen Lebensverhältnisse bedingen die individuelle Exposition und diese führt direkt zu einer guten oder schlechten Gesundheit. Das ist komplex, hat aber auch Vorteile: man kann an vielen Punkten ansetzen um etwas zu verändern.

Gesundheit als kommunale Aufgabe

Im Bereich der Stadtplanung kann man mit dem Bundesimmissionsschutzgesetz arbeiten und regionale Luftreinhaltepläne und Lärmschutzmaßnahmen begründen. Mit Masterplänen, Rahmenplänen und Leitlinien können Städte informelle Instrumente nutzen. Auf der formellen Ebene kann die Stadt über Bebauungspläne und den Flächennutzungsplan Gemeinschafts- und Bewegungsflächen festlegen. Darmstadt könnte Gesundheitsverträglichkeitsprüfungen durchführen. Die Bundesbauordnung sieht für die FNPs sogar die Ausweisung sogenannter „ruhiger Gebiete“ vor. In Darmstadt sind aber im Flächennutzungsplan seit 20 (!) Jahren keine neuen Sportflächen mehr ausgewiesen worden!

Gesundheitsförderung durch Prävention in Darmstadt

Der Vorteil des quartiersbezogenen Ansatzes ist, dass wir hier Zielgruppen erreichen, die wir ansonsten nicht erreichen. Somit kann Stadtentwicklung Verhältnisse für Verhalten schaffen. Das fängt bei Treppenstufen, die für Rollstühle und Rollatoren ein Hindernis sind, an und endet bei fehlenden Fahrradständern.

Ich will das an dem Quartier erläutern, neben dem ich wohne, der Kirschenallee. Das Wohngebiet liegt an der stark befahrenen Pallaswiesenstraße stadtauswärts. Direkt angrenzend ist ein Tierkrematorium mit starker Emissionsbelastung. Wenigstens ist der Stadtteil gut an den ÖPNV angebunden. Das war aber nicht immer so. Die Gemeinwesenarbeit tut da etwas. So gibt es Gesundheits- und Bildungsprojekte für Kinder, eine Hausaufgabenhilfe und Seniorengruppen.

Aber was die Stadtplanung angeht, ist das Viertel abgehängt. Vielleicht bringt das Projekt Kultur- und Kreativzentrum PaMo einen frischen Wind durch den Stadtteil.