Weniger Geld für Sportvereine:Stadtkämmerer André Schellenberg (CDU) kürzt die Zuschüsse im Rahmen der Sportförderung, die die Stadt Darmstadt speziell für Kinder- und Jugendarbeit an die Vereine auszahlt. Dies wurde am vergangenen Donnerstag in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Sport und Gesundheit auf Nachfrage bestätigt. Für die SPD-Fraktion ist diese Kürzung eine „Unverschämtheit und völlig inakzeptabel“, wie ihr sportpolitischer Sprecher, Tim Sackreuther, sagte. Statt Kürzungen verlangte er besondere Förderungen für die Vereine.
Bislang erhielten die Darmstädter Sportvereine, die Kinder- und Jugendarbeit betreiben, eine jährliche Förderung von 18 Euro pro Mitglied unter 18 Jahren, die so genannte „Sportmark“, beziehungsweise den „Sporteuro“. Grundlage hierfür sind die Sportförderrichtlinien der Stadt, auf deren Basis die Vereine auch kalkulieren. Nun hat der CDU Kämmerer diese – eigentlich zu erwartende – Förderung mit einer Haushaltssperre von zehn Prozent belegt. Hierdurch entstehen für die Vereine Mindereinnahmen von einigen Hundert bis 2.500 Euro im Jahr.
Diese Kürzung des CDU Kämmerers kam für die Sportvereine überraschend und wurde nach Informationen der SPD auch erst mit Zustellung der Zuwendungsbescheide bekannt. Ein absolutes Novum in der Vereinsförderung, denn die Kinder- und Jugendzuschüsse waren von Haushaltssperren bislang ausgenommen und wurden nicht angetastet. Da sich der Zuschuss an der Mitgliederanzahl orientiert, trifft die Deckelung der Auszahlung Vereine mit einem hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen besonders und sorgt für nicht einkalkulierte Einnahmeausfälle.
Für Überraschung und Unverständnis sorgte das bei der SPD-Fraktion. „Die Maßnahme ist ein Schlag ins Gesicht aller Sportvereine, die Kinder- und Jugendarbeit betreiben. Die Kürzung trifft die Vereine ausgerechnet mitten in einer Krise, in der sie eigentlich auf besondere Unterstützung angewiesen wären“, kritisierte Sackreuther. Auch sozialpolitisch ist es für ihn ein fatales Signal. Grund: Die Stadtregierung spare ausgerechnet auf Kosten junger Menschen und derjenigen, die sich meist im Ehrenamt für sie einsetzen.
Kinder und Jugendliche mussten in der Pandemie mit enormen Einschränkungen leben, wie Sackreuther ausführte. Grade der Sport- und Bewegungsmangel sei dabei massiv und habe auch gesundheitliche Folgen. „Vor diesem Hintergrund den notleidenden Vereinen die Mittel für ihre Kinder- und Jugendarbeit zu kürzen, ist nicht zu verantworten. Die Organisation des Sportangebots wird damit erschwert, genauso wie die Möglichkeiten, ausgetretene Kinder zurück in die Vereine zu bringen.“
Der CDU Kämmerer mache durch sein Vorgehen den Vereinen das Leben schwer, noch zusätzlich zur Corona-Krise, die die Sportvereine ohnehin enorm belastet habe. So hätten sie seit über einem Jahr nicht nur mit den Auflagen des Infektionsschutzes und den Lockdowns kämpfen müssen, die ihr Sportangebot in weiten Teilen verhindert hätten. Obendrein leiden Viele unter Einnahmeausfällen durch Mitgliederschwund, Pachtausfällen oder ausgefallenen Veranstaltungen, wie Sackreuther aus zahlreichen Gesprächen mit Sportvereinen weiß.
Für die SPD-Fraktion bräuchte es daher statt Kürzungen besondere Hilfestellungen. „Wenn wir das Sportangebot für Kinder und Jugendliche fördern und Vereine dabei unterstützen wollen, dürfen wir dafür doch gerade in einer Notlage nicht die Mittel zusammenstreichen“, erklärte Sackreuther. Stattdessen bräuchte es nun besondere finanzielle und ideelle Fördermaßnahmen, um bei der Wiederaufnahme des Sportbetriebs zu helfen.