13.05.2020 \|
Sehr kritisch verfolgt die Darmstädter SPD-Fraktion die jüngsten
Entwicklungen rund um das Mühltalbad in Eberstadt. Für Irritationen
sorgen die Äußerungen von Bürgermeister Rafael Reißer (CDU). Der Bäder-
und Sportdezernent hatte gestern nicht mehr ausschließen können, dass
das Bad wegen Baumängeln in dieser Saison geschlossen bleibt.
„Uns überrascht der Zeitpunkt, zu dem der Dezernent bei
Voruntersuchungen zur Sanierung des Bades die Schäden an den
Panoramascheiben festgestellt hat, die nun möglicherweise eine Öffnung
des Bades in dieser Saison verhindern sollen“, erklärt Tim Sackreuther,
sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Dass diese Voruntersuchungen
erst jetzt stattfanden, obwohl die dringend erforderliche
baulich-technische Sanierung des Bades schon 2018 im Stadtparlament
beschlossen wurde, zeige laut Sackreuther „die fehlende Konsequenz und
den nötigen Willen zur rechtzeitigen Umsetzung der Sanierung“.
Nach dem Beschluss des Stadtparlaments waren für das Jahr 2019 im
mittelfristigen Investitionsprogramm des Eigenbetrieb Bäder 770.000 Euro
für die Sanierung veranschlagt. Diese wurden aber nicht im Haushalt
eingeplant, wodurch die dringlichen Maßnahmen schon unnötig verzögert
wurden. Die SPD sieht darin ein klares Verschulden des verantwortlichen
Dezernenten, der das Mühltalbad stiefmütterlich behandle. „Durch die
unnötige Verschleppung von wichtigen Sanierungsmaßnahmen nimmt man hier
nicht nur eine Kostensteigerung fahrlässig in Kauf, sondern gefährdet im
schlimmsten Fall auch den langfristigen Betrieb des Bades“, gibt
Sackreuther zu bedenken und warnt vor einem ähnlichen Verlauf wie bei
der Schließung des Schwimmbads in Pfungstadt.
Daher stimme es die SPD auch besonders nachdenklich, wenn Reißer nun mit
Verweis auf die angespannte Haushaltslage eine Schließung des Bades für
diese Schwimmsaison ins Spiel bringt, weil schon die Reparatur des
Panoramafensters nicht mehr bezahlbar sei. „Die baulich-technische
Sanierung des Mühltalbades hätte eigentlich nach Ende der Badesaison im
vergangenen Jahr durchgeführt werden müssen, wie es auch ursprünglich
angedacht war. Zu diesem Zeitpunkt hätte man wohlmöglich auch schon die
erst jetzt festgestellten Fensterschäden sehen und beheben können“,
ergänzt der Stadtverordnete und Eberstädter SPD-Vorsitzende Oliver Lott.
Leider sei es aber völlig schleierhaft, wann die Grundsanierung des
Bades vollzogen werden kann, da hierfür auch im Wirtschaftsplan 2020 des
Eigenbetrieb Bäder keine Gelder eingeplant sind. „Bis heute ist uns kein
konkreter Zeitplan für die Umsetzung der Maßnahmen bekannt“, sagt Lott.
Besonders ärgerlich aus Sicht der SPD ist zudem, dass die grün-schwarze
Koalition einen Antrag der SPD-Fraktion zur Sanierung des Bades zum
Zeitpunkt des Landtagswahlkampfs ablehnte und durch einen
inhaltsgleichen, eigenen Antrag ersetzte. Die SPD hatte in Eberstadt
2018 die Initiative ergriffen und nach Gesprächen mit Bürgerinnen und
Bürgern den Antrag auf den Weg gebracht.
„Wenn die Regierungsfraktionen die Sanierung des Mühltalbades als derart
wichtig empfänden, wie sie es parlamentarisch haben glauben lassen,
hätten Sie die Mittel bereits abgerufen und die defekten Fensterscheiben
nicht erst im Zuge der Arbeiten zur Öffnung des Bades entdeckt“, ärgert
sich der Eberstädter Lott. Leider sei es damals wohl vorrangig um eine
Profilierung in Wahlkampfzeiten gegangen, wie die traurigen
Entwicklungen rund um das Mühltalbad seitdem zeigen. So wurden bisher
nur behelfsmäßige Arbeiten durchgeführt und die wesentlichen
Sanierungstätigkeiten auf die lange Bank geschoben. Dass nun weitere
Schäden festgestellt würden, zeigt für Sackreuther die dringende
Notwendigkeit zum Handeln. „Trotz des Aufschiebens der immer teurer
werdenden Sanierung hoffen wir, dass es dem Mühltalbad zum 60.
Geburtstag der Eberstädter DLRG nicht wie dem Pfungstädter Freibad geht,
welches überraschend geschlossen werden musste“.
Die SPD wünscht, dass die Badesaison im Mühltalbad noch gerettet werden
kann und fordert grundsätzlich einen konkreten und verbindlichen
Zeitplan für die baulich-technische Sanierung.