Ärztliche Versorgung muss genau untersucht werden

admin

27.04.2020 \|
Mehr Fragen als Antworten: „Die Bearbeitung einer kleinen Anfrage des
SPD-Landtagsabgeordneten Bijan Kaffenberger zur ärzlichen Versorgung in
Darmstadt lässt vieles im Unklaren“, sagte heute der
SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Siebel. Was die Anfrage aber klar
zeigt: In Darmstadt gibt es eine deutliche Zentralisierung von Ärzten in
der Innenstadt. In 2019 waren 75 von 109 Hausärzt\*innen im Bereich
Mitte angesiedelt.

Siebel bekommt immer wieder Rückmeldungen von Menschen aus
Stadtbezirken, die einen schlechten Sozialindex haben. Deren
Schilderungen werden nun durch die Zahlen belegt: In der Nähe des
Akazienwegs, der Rodgaustraße, der Kirschenallee, Kranichstein und
Eberstadt Süd gibt es wenig oder gar keine Ärzte. „Es darf nicht sein,
dass dort, wo arme Menschen wohnen, keine Ärzte sind“, sagte Siebel.

Kaffenberger verweist in diesem Zusammenhang auf den Landkreis, wo
bereits gute Erfahrungen mit Medizinischen Versorgungszentren (MVZ)
gemacht wurden.  „MVZs stellen in Kommunen mit einer zu geringen Anzahl
an Praxen eine ärztliche Versorgung sicher. Daher sind auch weitere
geplant“, erläuterte der Landespolitiker.

Vor diesem Hintergrund fordert der Vorsitzende der Darmstädter
SPD-Fraktion den hiesigen Gesundheitsdezernenten Schellenberg auf, mit
der Kassenärztlichen Vereinigung Klartext zu reden.  So sollen bei
künftigen Verhandlungen über die örtliche Versorgung mit Ärzten zwei
wesentliche Punkte berücksichtigt werden: erstens der Aspekt von
Gesundheitszenten, zweitens die Einbeziehung des sozioökonomischen
Faktors bei der Planung von Praxen.

Siebel widerspricht der Aussage des Gemeinsamen Bundesausschusses der
Kassenärztlichen Vereinigung und der Vertreter der Krankenkassen, dass
der sozioökonomische Faktor durch den Demografiefaktor schon ausreichend
abgebildet sei. „Alt und arm ist ein Unterschied, der sich auch bei der
regionalen Ärzteversorgung abbilden muss“, verlangt Siebel.

Kaffenberger und Siebel werden das Thema weiter verfolgen. „Wir werden
nach Corona in einen öffentlichen Dialog mit Ärztinnen und Ärzten sowie
der KV gehen, um die Widersprüche in der beantworteten kleinen Anfrage
aufzuklären“, kündigen sie an. „Eine gute Gesundheitsversorgung ist
wichtiger denn je. Dafür braucht es den Staat. Das zeigt uns die
aktuelle Situation sehr drastisch“, so Kaffenberger und Siebel
abschließend.