„Angriff auf den ÖPNV in der Region“ – Stadt und Land wollen Straßenbahn vom Hauptbahnhof zum Böllenfalltor abschaffen

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29.11.2018 \|
Noch verbindet die Straßenbahnlinie 2 die wichtigsten regionalen
ÖPNV-Knoten. Am Böllenfalltor wird ein großer Teil des Busverkehrs in
den Ostkreis organisiert, am Hauptbahnhof der überregionale
Schienenverkehr. Nach dem Willen der Stadt Darmstadt und des Landes
Hessens wird diese Straßenbahn durch eine Straßenbahnreform abgeschafft
– zu Gunsten der Lichtwiesenbahn. Durch die Verschlechterung der
ÖPNV-Anbindung in den Ostkreis erwartet die SPD mehr Autoverkehr und
höhere Schadstoffbelastungen.

„Die Abschaffung der Straßenbahn vom Hauptbahnhof zum Böllenfalltor ist
ein Angriff auf den ÖPNV in der Region“, sagt der SPD-Stadtverordnete
Tim Huß. „Das Böllenfalltor ist ein zentraler Umsteigeknoten in den
Ostkreis. Wie man gerade in Zeiten des Dieselskandals das Angebot
ausdünnen kann, ist mir völlig schleierhaft.“

Vor allem ärgert Huß, dass alle nach einer Verbesserung des
Bus&Bahn-Angebots rufen. Seit Jahren prüft die DADINA, deren Vorsitzende
Darmstadts Verkehrsdezernentin Barbara Boczek ist, neue
Schienenverbindungen in den Ostkreis – bisher ergebnislos. „Auf dem
Papier wollen wir alle einen besseren ÖPNV“, sagt Huß. „Doch wenn es
konkret wird, werden für die Region wichtige Straßenbahnlinien
eingestampft. Das ist ein fatales Signal für die Verkehrswende in
Darmstadt.“

Die SPD erwartet, dass die Schadstoffbelastung in Darmstadt durch die
Straßenbahnreform weiter steigen wird. „Wir sehen es doch überall: Wo
das ÖPNV-Angebot schlecht ist, weichen die Menschen auf das Auto aus.
Auch in Darmstadt wird der Autoverkehr aus dem Ostkreis zunehmen, dabei
haben wir schon zu viele Autos auf den Straßen“, erklärt Huß.

Aktuell verhandelt das Land Hessen mit der Deutschen Umwelthilfe über
einen Vergleich, um ein Diesel-Urteil abzuwenden. Auch die Stadt
Darmstadt ist involviert. Scheitert ein Vergleich, spricht das
Verwaltungsgericht am 19. Dezember sein Urteil. „CDU und Grüne haben für
die Region Darmstadt-Dieburg in der Verkehrspolitik leider nichts
erreicht. In der Konsequenz wird es diesen Monat definitiv zu
Fahrverboten in Darmstadt kommen“, sagt Huß. „Mit der Straßenbahnreform
gehen Stadt und Land den falschen Weg weiter. Darunter leiden vor allem
die Menschen, die an den stark belasteten Darmstädter Hauptstraßen
wohnen.“

Um Abhilfe zu schaffen, fordert die SPD einen regionalen
Verkehrsentwicklungsplan. „Was die Stadtregierung nicht verstanden hat:
Darmstadt ist keine Insel. Wir brauchen mehr regionales Denken in der
Verkehrspolitik“, sagt Huß. „Statt immer neue Alleingänge zu starten
muss die Stadt sich endlich mit dem Landkreis zusammensetzen. Denn
Darmstadts Verkehrsprobleme können nur mit der Region gelöst werden!“