Huß: Kritik an fehlendem Waldschutzkonzept – Zentrale Eingriffe in den Wald bleiben unberücksichtigt

Christina Fischer

Anders als vom Magistrat dargestellt ist das Leitbild zur Zukunft des Waldes heftig umstritten. Mehrere Akteure aus Parlament und Zivilgesellschaft haben nach stundenlangen Diskussionen frustriert gegen das Leitbild gestimmt und sind vom Prozess sehr enttäuscht. Hintergrund ist, dass mehrere Faktoren und Konkretisierungen unberücksichtigt blieben. 

„Ich glaube, das Ergebnis wäre besser und auch die Berichterstattung eine andere gewesen, wenn der Runde Tisch nicht hinter verschlossenen Türen getagt hätte“, sagt der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Tim Huß. „Nach eineinhalb Jahren Beratung fehlt in Darmstadt nach wie vor ein Waldschutzkonzept. Nicht einmal Sofortmaßnahmen sind im Abschlussbericht enthalten. Während in anderen Städten konkrete Waldumbaumaßnahmen bereits umgesetzt und mit vorbildlicher Bürgerbeteiligung hinterlegt werden, wird der Darmstädter Wald politisch aufgeladen: Pünktlich vor der Kommunalwahl kommt ein Papier, mit dem die Öffentlichkeitsabteilung besser arbeiten kann als das Forstamt.“

Neben der Kritik an fehlenden Maßnahmen weist die SPD Fraktion auch darauf hin, dass geplante Infrastrukturvorhaben als externe Variablen nicht berücksichtigt wurden. „Schauen wir uns den Westwald an: Was bringt hier ein Leitbild, wenn die Durchschneidung des Walds durch einen Bergmannstunnel als zentrale Rahmenbedingung ignoriert wird?“, fragt Zapf, der die SPD Fraktion beim Runden Tisch Wald vertreten hat. Das sei das exakte Gegenteil des im Leitbild versprochenen „ganzheitlichen Waldökosystem-Managements“. Laut Huß sei das Ökosystem auch unterirdisch miteinander verbunden: „Letztlich entstehen zwei kleine Ökosysteme und es ist gut möglich, dass beide nicht ohne einander leben können. Darauf gibt der Bericht aber keine Antworten, er stellt nicht einmal die Frage.“

Huß dankte den Mitgliedern des Runden Tisches für ihre Arbeit.  Insbesondere der Vertreter der SPD Fraktion, Jean-Michel Zapf hat das Thema sehr intensiv bearbeitet. „Obwohl die Arbeit ehrenamtlich für den Magistrat geleistet wurde, haben die Sitzungen teilweise einen ganzen Arbeitstag in Anspruch genommen“, so Huß. „Das ist schon enorm und zeigt, wie wichtig den Menschen die Zukunft des Waldes ist, auch wenn die Diskussion um dessen Rettung langwierig ist.“