Mathildenhöhe: Stadt muss mangelhaftes Verkehrskonzept dringend nachbessern – SPD fordert Doppelstrategie für Beschäftigte des Gesundheitssektors und Besucher*innen

Christina Fischer

Die Mathildenhöhe ist seit einigen Tagen Weltkulturerbe. Ein Grund zum Feiern? Leider wird die Freude durch schlechte Vorbereitung der Stadt getrübt. Das zeigt die Verkehrssituation an der Mathildenhöhe.

„Was im Moment in puncto Parkplatznot zu sehen ist, war quasi vorprogrammiert. Es ist einfach schade, dass diese tolle Auszeichnung von mangelhafter Planung überschattet wird“, so Carolin Simon, mobilitätspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Zwar liegt ein Verkehrskonzept zur Unesco-Bewerbung vor. Dieses ist aber erstens skizzenhaft und zweitens funktioniert die Umsetzung nur schleppend. „Das hätte man viel früher angehen müssen. Einfach extra hohe Parkgebühren einführen, ohne einen Gesamtblick einzunehmen, funktioniert nicht. Jetzt laufen wir den Symptomen nur noch hinterher“, so Simon weiter.

Was die SPD-Fraktion besonders ärgert: Der Welterbestatus wird auf dem Rücken der rund 2.000 Beschäftigten im Gesundheitssektor ausgetragen. „In dem Gebiet liegen zwei Kliniken, zwei Pflegeheime, eine diakonische Bildungsstätte und ein Hospiz“ merkt Simon an. „Parkraumbewirtschaftung ist ein probates Mittel, um Verkehrsströme zu lenken und die notwendige Verkehrswende voran zu bringen. Das funktioniert aber nur, wenn wir auch ein Auge für Menschen haben, die darauf angewiesen sind.“. Der Änderungsantrag der SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung zielte genau darauf ab: Nachjustieren für die Angestellten und Azubis der sozialen Einrichtungen sowie ein kostenloser Shuttle zwischen Parkhäusern und der Mathildenhöhe.

Die SPD fordert nun im Rahmen einer Doppelstrategie das Verkehrskonzept nachzubessern. „An erster Stelle stehen hier die vergessenen Beschäftigten des Gesundheitssektors“, sagt Simon. „Solche Konzepte sind mit den Betroffenen zu entwickeln und nicht über sie hinweg. Die Stadt hätte sich viel früher mit den Geschäftsleitungen und Mitarbeitervertretungen zusammensetzen müssen.“ Wichtig sei nun, Ausnahmeregelungen für Beschäftigte, Patient*innen und Besucher*innen zu prüfen. Außerdem brauche es ein Angebot für die Zielgruppen. „Ich finde, wir sollten darüber reden, ob der östliche Mercksplatz nicht an das E-Stift und das Alice-Hospital übertragen werden kann“, so Simon.

Als zweiten Teil der Doppelstrategie braucht es Verbesserungen bei der Lenkung der Besuchsströme. „Der Ausbau des ÖPNVs muss höchste Priorität haben – besser spät als nie“, sagt Simon. „Daher begrüßen wir die Vorschläge der Initiative Odenwaldbahn, insbesondere zur Taktverdichtung.“ Außerdem können Radschnellwege ins Umland den Druck mindern. „In Kombination mit einem Ausbau von Job-Rad-Programmen können sogar Beschäftigte davon profitieren“, sagt Simon.

Simon appelliert an Grün-Schwarz-Volt, die Sozialverträglichkeit der Verkehrswende zu berücksichtigen: „Man muss die Lebenswirklichkeit der Menschen berücksichtigen und sie mitnehmen, sonst wird die so wichtige Verkehrswende scheitern.“