Michael Siebel: Ein Beitrag zum selbstbestimmten Leben im Alter

Christina Fischer

SPD-Fraktion will Angebot an Gemeindepflegerinnen auf ganz Darmstadt  ausweiten

Zuhause alt werden – das wünschen sich die meisten Menschen. Die SPD-Fraktion setzt sich nun dafür ein, dass dies auch überall in Darmstadt möglich ist. So hat sie beantragt, die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, das stellenweise bereits existierende Angebot an Gemeindepflegerinnen und -pflegern flächendeckend, in allen Stadtteilen,  einzurichten. Der SPD-Antrag wird in der kommenden Stadtverordnetenversammlung am nächsten Donnerstag behandelt.

„Das Angebot von Gemeindepflegerinnen und -pflegern in Darmstadt hat sich bewährt. Deshalb wollen wir es auf die ganze Stadt ausweiten. Die Gemeindepflegerinnen und -pfleger sind ein wichtiger Beitrag, um älteren Menschen das Leben zuhause und damit im gewohnten Umfeld länger zu ermöglichen. Sie sind ein Beitrag zum selbstbestimmten Leben im Alter“, begründete heute SPD-Fraktionschef Michael Siebel den Antrag seiner Fraktion.

Was Siebel so lobt, ist keine Darmstädter Erfindung, sondern ein Modellprojekt des Landes Hessen, das vor acht Jahren an den Start ging. Hierbei wird der Einsatz von Gemeindepflegerinnen und –pflegern vom Land unterstützt: maximal 50.000 Euro  gibt es je Stelle als Zuschuss, den Rest müssen die Kommunen beisteuern. Bisher haben 19 Landkreise und zwei kreisfreie Städte dabei mitgemacht, darunter eben auch Darmstadt.

Doch das Modellprojekt ist bis 2027 befristet und wird nun neu aufgelegt. Hierbei fordert Siebel eine neue Regelung für die Finanzierung:  Nicht nur eine Bezuschussung wie bislang, sondern künftig eine Vollfinanzierung der Stellen durch das Land Hessen, so, wie es auch  Rheinland-Pfalz macht. Voraussetzung hierfür ist, dass das hessische Programm bei seiner Neukonzeptionierung und der jetzt beginnenden Überarbeitung der Richtlinien strikt auf die Aufgaben des Sozialgesetzbuchs ausgerichtet wird. Danach sind Beratung und Begegnung im öffentlichen Raum nämlich als Pflichtleistung anerkannt, wie Siebel erläutert.

Für den SPD-Fraktionschef gibt es – auch für das Land Hessen – gute Gründe, das Projekt, wie von ihm gefordert, mit einer 100-prozentigen Kostenübernahme fortzuführen. Er verweist auf die Evaluation, die gezeigt hat, dass das Modell in mehrfacher Sicht erfolgreich ist. So trat die Notwendigkeit pflegerischen Aufwands im Rahmen der Einstufung in eine Pflegestufe erst später ein. Hiermit ist nachgewiesen, dass sich der Einsatz von Gemeindepflegerinnen und – pflegern auch „rechnet“, denn die Pflegekasse wird erst später in Anspruch genommen.

Für betagte Bürgerinnen und Bürger lohnt sich das Modell ebenfalls: Ein  selbstbestimmtes Leben im gewohnten Umfeld ist länger möglich. Die Rückmeldungen der beratenen Menschen zeigen, dass sie sich gut beraten fühlen und in ihrem Zuhause sicher sind. Sie entwickeln eine eigene und selbstbestimmte Mobilität und fühlen sich weniger einsam. Gut angenommen wird das Programm von Frauen und Alleinstehenden. Siebel: Das zeigt, dass das Projekt Gemeindepflegerinnen und –pfleger für alle Seiten ein Gewinn ist.“

Die Forderung nach einer flächendeckenden Versorgung mit Gemeindepflegerinnen und -pflegern mit festgelegten Standards und einer Versorgung von einer Stelle pro 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern wird übrigens vom „Bündnis für Pflege“ in Darmstadt unterstützt.