Kultur für alle – ist das noch aktuell?
Blogbeitrag von Michael Siebel (Fraktionsvorsitzender)
„Jeder Bürger muss grundsätzlich in die Lage versetzt werden, (kulturelle, d.V.) Angebote in allen Sparten und mit allen Spezialisierungsgraden wahrzunehmen und zwar mit einem zeitlichen Aufwand und einer finanziellen Belastung, die so bemessen sein muss, dass keine einkommensspezifischen Schranken aufgerichtet werden. Weder Geld noch ungünstige Arbeitszeitverteilung, weder Familie oder Kinder noch das Fehlen eines privaten Fortbewegungsmittels dürfen auf die Dauer Hindernisse bilden, die es unmöglich machen, Angebote wahrzunehmen oder entsprechende Aktivitäten auszuüben.“ So schrieb es der Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann 1979 auf. Heute klingt das ein bisschen ungelenk. Aber es ist heute, über 40 Jahre danach, noch so aktuell wie damals.
Aber können sich alle Bürger*innen unserer Stadt Kultur leisten? Im Theater, den Museen, der Volkshochschule? Haben wir ein Büchereiangebot, das auch Wohnortnah ist? Wir hatten als SPD – wir sind ja in der Opposition – trotzdem ein Erfolgserlebnis: unser Antrag, dass alle Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr kostenfrei die städtischen Kultureinrichtungen besuchen dürfen, wurde angenommen. Ein kleiner Schritt, aber ein wichtiger Schritt.
Aber wie kann unsere Kulturpolitik in Darmstadt wieder mehr Menschen erreichen?
Ich wünsche mir eine Stelle für kulturelle Bildung in der Stadt. Sie soll das Jugendbildungswerk unterstützen. Damit könnten kulturelle Angebote besser gefördert werden. Diese Stelle soll als Brücke zwischen Kunst bzw. Kultur, freien Kulturschaffenden, Kulturinstitutionen, Bildungseinrichtungen, Wirtschaftsbetrieben und den Bürger*innen vermitteln. Vor allem Kindern und Jugendlichen nutzt für ihrer Entwicklung die Kultureller Bildung.
Ich möchte dazu beitragen, dass die Stadtbibliothek zu einem kulturellen Lernzentrum umgebaut wird. Und es müssen wieder stadtteilnahe Bibliotheken einrichtet werden. Die von der Stadtregierung geschlossenen Bibliotheken werden an einem Standort wiedereröffnet. Die Musikschulen sollen insbesondere dort arbeiten, wo die familiären Traditionen, ein Instrument spielen zu lernen, gering sind. Sie brauchen dazu die Förderung des Landes („Jedem Kind ein Instrument“).
Ich komme ja aus dem Gewerbegebiet Nord-Ost. Deshalb liegt mir das PaMo besonders am Herzen. Mit dem Projekt im Pallaswiesen- und Mornewegviertel bietet sich eine einmalige Chance, einen Stadtteil zum Kreativviertel für junge Künstler*innen, für Designer*innen und Kulturschaffende zu entwickeln. Jetzt wird dort das Depot der städtischen Kunstsammlung und des Stadtarchivs gebaut. Das ist gut so. Aber es muss weitergehen und dort ein Ort der Kommunikation über und mit Kunst entsteht. Weiter soll hier ein Zentrum der Kreativwirtschaft entstehen, das, ähnlich wie das Institut für neue Medien in Frankfurt, neue Ideen aufgreift und neue Formen der Zusammenarbeit ermöglicht.
Wer bis hierhin gelesen hat vermisst vielleicht ein Bekenntnis zum Weltkulturerbe, dem Staatstheater und dem Landesmuseum. Und natürlich zu dem vielen Instituten in unserer Stadt.
Jep, dann sollten sie das Kommunalwahlprogramm der SPD lesen.