Mehr Kunst für mehr Menschen
Blogbeitrag von Michael Siebel (Fraktionsvorsitzender)
Die Härte, mit der die Corona Pandemie die Kulturlandschaft getroffen hat, ist brutal. Noch schlimmer: politisch reaktionäre Kreise haben die Systemrelevanz der Kulturschaffenden in Frage gestellt.
Wenn es der Gesellschaft gut geht, dann wird auch der Kultur ein hoher Stellenwert eingeräumt. Woran liegt das? Wenn es uns gut geht, ist Kultur ein Wirtschaftsfaktor. Klar geht es um Arbeitsplätze und um Umsätze. Aber Kultur hat noch eine andere Dimension und wenn wir die auch nach der Pandemie nicht stark machen, wird das zu unser aller Nachteil sein.
Kulturelle Erlebnisse entstehen in dem Zusammenspiel von Künstlern und dem Publikum. Klaus Maria Brandauer sagte letztens in einem Interview zu Theaterbesuchen: „jeder im Saal muss sich öffnen, muss seine Gedanken und Gefühle einbringen, damit etwas Großes entsteht. Und wer das einmal erlebt hat, wie da etwas Gemeinsames ins Fliegen kommt, der wird immer wieder kommen“. Und das gilt für jedes Konzert, egal aus welcher Richtung, für jede Performance, für jeden Film.
Die Frage ist nur, wie wir nach der Pandemie mehr Leute, vor allem junge Leute bewegen, sich auf dieses Wagnis einzulassen.
Der emeritierte Professor für Kulturpolitik Wolfgang Schneider hat einen Weg: Machen wir statt Stadttheater im Staatstheater doch Theater in der Stadt. Gehen wir auf die öffentlichen Plätze wo die Bürger*innen hingehen und hingehen können. Das hat eine alte Tradition, die Tradition des fahrenden Volkes.
Und es gibt hoffnungsvolle Ansätze. Das Straßentheaterfestival oder die Kunstinstallationen im Stadtraum. Die Open Air Kinoveranstaltungen z.B. auf dem Riegerplatz oder das Schloßgrabenfest.
Der Berliner Senat hat dafür Mitte des Jahres 7 Millionen EURO bereitgestellt. Die Plattform DRRAUSSENSTADT bündelt Stadtkultur und urbane Praxis als Plattform von Draußen-Erlebnissen.
Kultur nach draußen zu verlegen ist nicht nur Pandemie kompatibel sondern auch demokratisch. Also nix wie raus!